Auf den ersten Blick oder besser gesagt „auf‘s erste Googlen“ finden sich viele redundante Informationen, wenn man die Begriffe „Value Stream Mapping“ und „Process Mining“ ins Suchfeld tippt. In diesem Beitrag klären wir auf, warum das so ist, was im Kern hinter Value Stream Mapping steckt und warum Process Mining die Wertstromanalyse auf ein neues Level hebt.
Das Value-Stream-Mapping ist eine Lean-Managementmethode zur Analyse des aktuellen Zustands (Wertstromanalyse) und zur Gestaltung eines zukünftigen Zustands (Wertstromdesign) für die Prozesse, die ein Produkt oder eine Dienstleistung vom Beginn der Erstellung bis zum Erreichen des Kunden durchläuft. Im ersten Schritt wird entsprechend der Ist-Zustand eines Prozesses detailliert erfasst und visualisiert, wobei alle kritischen Schritte angezeigt und die Zeit- sowie Materialaufwände in jeder Phase quantifiziert werden. Das vorrangige Ziel des VSM ist es stets, Verschwendung innerhalb der Prozesse zu reduzieren.
Die Bewertung des Prozesses erfolgt im Rahmen des VSM im Hinblick auf dessen Beitrag zur Wertschöpfung und der Ausrichtung auf den Kunden.
Prozesse, die zur Lieferung eines Produktes oder einer Dienstleistung notwendig sind, werden visualisiert, Verschwendung und Verbesserungspotenziale erkannt.
Typische Fragen, die beantwortet werden: Wie funktioniert meine Produktion heute in einem gesamtheitlichen Kontext? An welchen Stellen sind die größten Hebel und Optimierungspotentiale zu finden? Wie hoch ist meine Verschwendung? Wo und wie kann ich Verschwendung reduzieren?
VSM meets Process Mining
Zusammengefasst ist VSM ein Ansatz, der es ermöglicht, die Wertschöpfungsprozesse eines Unternehmens ganzheitlich zu analysieren und kausale Zusammenhänge in komplexen Prozessen zu verstehen. Aus den Ergebnissen kann abgeleitet werden, welche Prozessanpassungen die größten Potenziale für eine Verbesserung der Gesamtperformance bieten.
VSM ist kein einmaliges Unterfangen, sondern wird im Rahmen der kontinuierlichen Prozessverbesserung als eine fortlaufende bzw. sich wiederholende Methodik nach dem Konzept PLAN - DO - CHECK – ACT (siehe folgende Grafik) eingesetzt. Zwischenzeitlich wird immer ein neues Level erreicht. Der Wertstrom wird so im Sinne des Kunden immer weiter optimiert.
Basierend auf dieser Methodik wurden Software-Tools entwickelt, die Unternehmen dabei helfen, Value Stream Mapping Tool-gestützt durchzuführen. Seit einiger Zeit taucht hier die Technologie Process Mining als „Game Changer“ auf. Und das völlig zurecht.
Process Mining ist eine Technologie, die Business-Prozesse anhand ihrer digitalen Spuren in verschiedensten IT-Systemen rekonstruiert und analysiert. Digitale Fußspuren werden somit zu Informationen. Das Vorgehen lässt sich mit einer digitalen, automatisierten Wertstromanalyse vergleichen.
Ein kleines Zwischenfazit an dieser Stelle: Wo die Value Stream Maps bisher oft händisch und durch Interviews und Stoppuhren in der Produktion erfasst werden, kann Process Mining die IT-Systeme automatisch auf die nötigen Informationen abtasten und die Prozesskarte sowie die Quantifizierung der Verschwendung automatisiert bereitstellen. Auf diese Weise basiert die Analyse nicht mehr auf subjektiv erfassten Informationen, sondern auf objektiven Fakten. Darüber hinaus bietet Process Mining auch noch eine ganze Menge neuer Möglichkeiten, auf die wir später noch zu sprechen kommen.
„Eine Reduzierung der Durchlaufzeit auf ein Viertel steigert die Produktivität um circa 50% und reduziert die Kosten um circa 20%.“ (James P. Womack, Gründer des Lean Enterprise Institut)
Durchlaufzeiten und Lieferzeiten sind zentrale Wegweiser in der Wertstromanalyse. Die Reduzierung der Gesamtzeit ist vor allem durch das Reduzieren von Wartezeiten – eine der sieben Arten der Verschwendung – möglich. Mit Process Mining werden Durchlaufzeiten automatisiert ermittelt. Auch die Gründe für lange Wartezeiten und unnötige Prozessschleifen können anhand sogenannter „Root Cause Analysis“ schnell aufgedeckt und eliminiert werden.
Welche Mehrwerte bietet VSM mit Process Mining?
Process Mining bietet einen objektiven Blick auf Ihre Prozesse und deckt die Realität auf. Denn jeder Prozess besitzt drei Zustände:
Wie Sie denken, dass der Prozess läuft
Wie der Prozess wirklich läuft
Wie der Prozess laufen sollte
Sie werden sich wundern, wie viele Schleifen und Sackgassen auch Ihre Prozesse durchleben. Mittels Process Mining lassen sich diese tatsächlich stattfindenden Prozessabläufe inklusive aller Varianten und wesentlicher Value-Stream-Indikatoren in aussagekräftigen Dashboards darstellen und erkunden. Der große Mehrwert im Vergleich zu gewöhnlicher Wertstromanalyse ist, dass nicht nur ein „Snapshot“ eines Prozesses gemacht wird, sondern Daten zugrunde liegen, die eine holistische Sicht ermöglichen und Wiederholbarkeit zu jeder Zeit garantierten. Abhängig vom Tool kann man sich auf Basis von Lernalgorithmen sogar einen Blick in die Zukunft erlauben.
Basierend auf Unternehmensstrukturen und Wertschöpfungsketten, die auf digitalen Prozessen beruhen, können somit Wissens- und Wettbewerbsvorteile erzielt werden – und das völlig automatisch. Je nach Tool können alle Phasen des VSM intelligent unterstützt werden:
- Prozesse visualisieren & entdecken | Automatisiert Prozesstransparenz erlangen
- Conformance Checking | Automatisiert Abweichungen entdecken. Ganzheitliche Process Governance erlangen
- Automatisierte Ursachenanalyse | Ursachen für Ineffizienzen automatisiert & schnell erkennen
- Kontinuierliche Prozessüberwachung & Prozessvorhersage durch künstliche Intelligenz
- Maßnahmen- und Workflow-Management | Task Management für korrektive Maßnahmen
- Wertstromdesign | Festlegung neuer Sollprozesse und Kennzahlziele
Webinar on Demand | Selbst komplexe Wertströme lassen sich auf verschiedenen Detailebenen oder Wertstromabschnitten abbilden und abstimmen, so dass Sie immer alles im Blick haben - vom großen Ganzen bis ins Detail. Klingt spannend?