Die Versicherungsbranche muss sich an wandelnde Marktanforderungen anpassen und auf digitale Lösungen umsteigen. Eine Frage, die sich insbesondere bei Versicherern mit sensiblen Daten vor dem Hintergrund des Datenschutzes immer wieder aufdrängt: Cloud oder On-Premises? In diesem Artikel erfahren Sie, wie digital Versicherungen aktuell aufgestellt sind und welche Vor- und Nachteile die On-Premises- oder Cloud-Strategie mit sich bringen.

Cloud Computing in Versicherungen 

Die Digitalisierung bietet neue Möglichkeiten, um die Zufriedenheit von Mitarbeitern und Kunden zu erhöhen. Dies kann beispielsweise durch die Automatisierung von Prozessen oder die digitale und schnelle Bearbeitung von Schadensfällen sein. Zur technischen Realisierung werden besonders Cloud-Technologien immer relevanter in der deutschen Versicherungsbranche.

So geben bei der PwC-Studie aus dem Jahr 2022 bereits 61 % der Versicherungsunternehmen an, auf die Cloud zu setzen, jedoch nur 13 % der befragten Versicherungen verfügen über eine Cloud-First-Strategie. Trotz vermeintlicher Datenschutzrisiken, die im Kontext von Cloud-Anwendungen immer wieder diskutiert werden, stufen ganze 95 % der Versicherungsunternehmen ihre Cloud-Dienste als sicher ein. Als mögliche Risiken sieht jeder zweite Versicherer (47 %) bei Cloud-Diensten unklare regulatorische Anforderungen und auch etwa die Hälfte (45 %) sieht vor allem Compliance-Verstöße als eine Herausforderung an.

Quelle: PwC, Cloud Computing in der Versicherungsbranche, 2022

Was heißt On-Premises und Cloud Computing? 

Aber jetzt nochmal ganz von vorne. Was genau bedeutet eigentlich “On-Prem“ oder „On-Premises“ und was unterscheidet diesen Ansatz von Cloud-Lösungen? 

On-Premises

On-Premises (kurz: On-Prem) bezeichnet ein Betriebsmodell, bei dem die IT-Infrastruktur in den eigenen Räumlichkeiten des Unternehmens betrieben wird. Das Unternehmen verfügt somit über eigene Server, über die Systeme und Daten laufen. Damit liegt die volle Kontrolle und Verantwortung über Soft- und Hardware beim Unternehmen selbst. 

Cloud Computing

Beim Cloud Computing wird die IT-Infrastruktur von einem externen Cloud-Anbieter bereitgestellt. Die Server und deren Wartung sind somit ausgelagert. Das gängigste Prinzip ist Software as a Service (SaaS), bei dem Anwendungen etwa über den Browser abgerufen werden. Die Verantwortung für Wartungen und Updates liegt beim Cloud-Anbieter. 

Private Cloud

Neben öffentlichen Cloud-Umgebungen gibt es auch die Möglichkeit der Private Cloud. Eine Private Cloud wird intern im Unternehmen gehostet, wobei die Kontrolle und Verwaltung wie bei der On-Premises-Lösung intern erfolgt. Ressourcen und Infrastrukturen stehen dem Unternehmen in virtualisierter Form zur Verfügung, wodurch Skalierbarkeit und Flexibilität wie in der Cloud gewährleistet werden. 

Eine Art Mischform beider Welten ist die Hybrid Cloud. Diese Strategie ermöglicht, die volle Flexibilität und den Service von Clouddiensten, aber auch gleichzeitig die volle Kontrolle über Daten sicherzustellen. Die Hybrid Cloud ist eine Möglichkeit, die Vorteile verschiedener Modelle zu nutzen und gleichzeitig die Risiken zu minimieren. 

Was ist nun die richtige Strategie? Beide Ansätze, Cloud und On-Premises bringen unterschiedliche Stärken und Schwächen mit sich.

Vor- und Nachteile von On-Premises-Lösungen in der Versicherungsbranche 

Eigene Server im Unternehmen, über die Anwendungen und Systeme laufen das bringt folgende Vorteile für Versicherungsunternehmen mit sich:

  • Sicherheit In der Versicherungsbranche wird mit sensiblen Daten gearbeitet, weshalb die Unternehmen strenge regulatorische Datenschutz- und Sicherheitsvorgaben einhalten müssen. On-Premises bietet die vollständige Kontrolle über Daten und verspricht so eine größere Datensicherheit.
  • Leistung und Kontrolle: Anwender haben die alleinige Kontrolle über Daten, Entscheidungen und Zugriffsrechte und sind dabei unabhängig von Drittanbietern und externen Dienstleistern. Die Ausgestaltung und Erweiterung der Systeme erfolgt selbstbestimmt und richtet sich nach den individuellen Anforderungen des Unternehmens.
  • Datenzugriff: Da sich die Infrastruktur innerhalb des Unternehmens befindet, ist für den Zugriff auf Daten und Ressourcen kein Internetzugang erforderlich. 

Neben den Vorteilen gibt es auch Herausforderungen und Nachteile, die mit der On-Premises-Lösung verbunden sind:  

  • Verantwortlichkeit: Die Verfügbarkeit der Daten, der Wartungs- und Aktualisierungsaufwand sowie die Bereitstellung von Backup-Lösungen liegen in der Verantwortung des Unternehmens selbst.
  • Anschaffungs- und Wartungsaufwand: Zu Beginn sind hohe Investitionskosten zu erwarten und auch die Wartung und Erweiterung der Systeme kann mit erhöhtem Aufwand und Kosten verbunden sein. Dem stehen geringe laufende Kosten gegenüber.
  • Kosten: Für On-Premises fallen mehr Personalkosten an, um die Wartung, den Support und Updates eigenständig durchzuführen.
  • Skalierbarkeit: Das System ist nur begrenzt skalierbar und kann sich als kosten- und zeitaufwändig erweisen.

Für Versicherungsunternehmen kann der Einsatz von On-Premises-Software oder Hybrid-Systemen in vielen Anwendungsbereichen sinnvoll sein. Neben dem Schutz sensibler Daten kann eine unternehmenseigene Infrastruktur auch wirtschaftliche Vorteile bieten, indem bestehende Ressourcen erhalten und ausgebaut werden. 

Vor- und Nachteile von Cloud Computing in der Versicherungsbranche 

Wie bereits beschrieben, setzen digital aufgestellte Versicherungen stark auf Cloud-Lösungen. Grund dafür sind die vielen Vorteile, die Clouddienste versprechen.

  • Verantwortlichkeit: Die Wartung und Aktualisierung der Systeme wird durch de Cloud-Anbieter übernommen, so dass der Aufwand für die Instandhaltung der Infrastruktur entfällt. Zudem ist eine gewisse Ausfallsicherheit gewährleistet
  • Verfügbarkeit: Durch die Verlagerung der Ressourcen auf die Cloud ist die Nutzung von Daten und Anwendungen ortsunabhängig möglich, sofern eine Internetverbindung besteht.
  • Skalierbarkeit: Ressourcen können schnell und flexibel an individuelle Anforderungen angepasst werden. So können saisonale Geschäfte, wie z.B. der Wechsel der Kfz-Versicherung im Herbst, effizienter betrieben werden. Serverleistung wird nur nach Bedarf bezogen und nicht das ganze Jahr über bereitgehalten.
  • Geringe Infrastrukturkosten: Unternehmen zahlen nur für die tatsächlich genutzten Ressourcen und können mit geringen oder gar keinen Investitionskosten rechnen.
  • Kosten: Es fallen keine Kosten für die eigenen Server und dessen Wartung an. Updates und neue Releases sind häufig im Clouddienst inkludiert.
  • Kompatibilität: Cloud-Services verfügen meist über eine Vielzahl an Schnittstellen, wodurch mehr Kompatibilität zu anderen Systemen gegeben ist.

Doch auch die Cloud hat ihre Schattenseiten und es gibt ein paar Risiken, die es zu beachten gilt:

  • Umfassende Transformation: Die Einführung einer Cloud-Lösung kann ein herausforderndes Projekt in Bezug auf die Auswahl geeigneter Dienste, Datenverfügbarkeit und -qualität sowie Cybersicherheit sein.
  • Bindung an Anbieter: Beim Cloud Computing besteht ein gewisses Maß an Abhängigkeit von dem externen Anbieter. Beispielsweise kann bei Ausfallzeiten oder technischen Problemen der Zugriff auf Daten und Anwendungen beeinträchtigt sein.
  • Datensicherheit: Die Server befinden sich beim externen Dienstleister und damit auch der Schutz, die Speicherung und die Verarbeitung der Daten. Dies kann als Risiko für die Informationssicherheit und den Datenschutz betrachtet werden.
  • Datenzugriff: Für einen reibungslosen Abruf der Ressourcen aus der Cloud muss eine zuverlässige Internetverbindung gewährleistet sein.
  • Generisches Leistungsangebot: Bei Cloud-Lösungen handelt es sich häufig um standardisierte Lösungen, die nicht auf die individuellen Bedürfnisse des Unternehmens zugeschnitten sind.
  • Kontrollverlust: Cloudnutzer haben nie die uneingeschränkte Kontrolle über ihre Daten. Hierfür müsste auf die alternativen Ansätze der Private Cloud oder Hybrid Cloud gesetzt werden.

Versicherungen können vom Einsatz von Cloud-Lösungen profitieren, indem sie Prozesse digital steuern und unterstützen und so ihre Effizienz steigern. Das kann beispielsweise in Form eines datengetriebenen Lead Managements oder einer kundenzentrierten Online-Kommunikation sein.  

Regulatorik, Compliance und Datensicherheit sind laut der PwC-Studie noch die größten Herausforderungen für eine vollständige Verlagerung in die Cloud. So setzt derzeit knapp die Hälfte der Unternehmen der Versicherungswirtschaft auf eine Private Cloud auf dem eigenen Server. Cloud-Anbieter berücksichtigen inzwischen die hohen Datenschutz- und Sicherheitsstandards und bieten entsprechende Cloud-Dienste an.

Fazit: Cloud oder On-Prem? 

Die Debatte um Cloud und On-Premises zeigt klare Vor- und Nachteile für beide Ansätze. Die Wahl zwischen diesen sollte daher stets auf der Grundlage der spezifischen Anforderungen und der individuellen Gegebenheiten des Versicherungsunternehmens getroffen werden. Bei der Auswahl von Serviceanbietern und Applikationen ist es daher entscheidend, dass diese flexibel auf die Anforderungen von Versicherern eingehen können und die bereitgestellten Tools den Compliance- und Datenschutzrichtlinien entsprechen.  

Aufgrund der Kombination aus Flexibilität und Kontrolle setzen viele Versicherungsunternehmen auf den hybriden Ansatz, der eine Mischung aus Legacy-Systemen, On-Premises-Lösungen sowie Private- und Public-Cloud-Strukturen umfasst. 

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Quellen und weiterführende Links

[1] https://www.pwc.de/de/finanzdienstleistungen/versicherungen/cloud-computing-in-der-versicherungsbranche.html

[2] https://www.alexanderthamm.com/de/blog/cloud-vs-on-premises/

[3] https://fio.de/lexikon/on-premise-software/

[4] https://www2.deloitte.com/de/de/pages/industry-operations/articles/cloud-technologie-in-der-versicherungsbranche.html

[5] https://mpmx.com/process-mining-versicherung/